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VENEZUELA - PUNK, HARDCORE
UND ANDERE ESKAPADEN
Während Dresden den Sommerurlaub damit verbringt durchweichte
Deiche zu flicken, begab ich mich – wie ihr vielleicht schon
der
letzten Bombe entnehmen konntet – ins ferne Lateinamerika um
dort
ein wenig der Szene auf die Zähne zu tasten. Einen kleinen,
wenn
auch etwas wirren Eindruck konntet ihr ja schon in der letzten Ausgabe
bekommen. Da ich diese Zeilen verfasste, als ich mich gerade mitten im
Zentrum dieses Abenteuers befand und durch alkoholische
Höchstleistung etwas abgelenkt war, folgt nun der etwas
informativere Bericht über Venezuela!
Julia und ich flogen mit Zwischenstop Lisabon nach Caracas, wobei der
Flughafen in La Guaira etwa 30 Kilometer von Caracas entfernt liegt. La
Guaira hat durch eine tragische Katastrophe, die sich vor 3 Jahren
zutrug, etwas an Berühmtheit erlangt. Damals starben 30.000
Menschen in den von den Bergen herabstürzenden Schlammlawinen.
Bis
heute sind deutliche Spuren dieser brachialen Zerstörung
deutlich
zu sehen. Ansonsten ist La Guaira nicht sonderlich interessant und
durch die ausufernden Armenviertel auch nicht unbedingt das sicherste
Pflaster. Generell ist Venezuela mit Vorsicht zu geniessen, denn
schliesslich tragen hier 7 von 10 Leuten Waffen (und damit sind keine
Schweizer Taschenmesser sondern Knarren gemeint). Seit April 2002 sind
zunehmend Waffen im Umlauf und die Stimmung im Volk ist generell sehr
gereizt. Falls ihr euch nicht mehr erinnert: Präsident Chavez
wurde damals gestürzt, fand aber mit Hilfe des
Militärs
wieder ins Amt zurück. Bei einer Grossdemonstration der
Opposition
eröffneten Scharfschützen (sowie
Parlamentsabgeordnete und
Kommunalpolitiker) das Feuer auf den Demonstrationszug und
töteten
dabei (offiziell) 25 Personen. Seit dem ist die Nation gespalten. Die
Polizei sowie das Fernsehen richten sich gegen Chavez wohingegen ein
grosser Teil der Bevölkerung und die Armee den
Präsidenten
unterstützen. Eine wirklich äusserst komplizierte
Angelegenheit, bei der es sich aber nicht mal lohnt, sie zu
ergründen. Von der gereizten Stimmung in Caracas, bekamen wir
meisten jedoch nur durch das Fernsehen etwas mit, obwohl sich die
Auseinandersetzungen meist nicht all zu weit von unserem Zuhause (die
Wohnung von Johnny von APATIA NO) zutrugen. Während sich die
Polizei beispielsweise mit Teilen der Bevölkerung eine
Schiesserei
lieferte, kraxelten wir (Johnny, Julia, Benni (auch die Pogopresse
treibt sich in der Weltgeschichte herum), Silvi und ich) auf Avila, dem
Caracas umgebenden Gebirge herum. Zurück in der Stadt bekam
man
von der scheinbar recht grossen Aufregung kaum etwas mit. Avila ist wie
gesagt das Gebirge oder eben Gehügel, welches Caracas in
nördlicher Richtung umgibt. Wer sich den stundenlangen
Aufstieg
ersparen will, kann mit der Seilbahn bequem nach oben gondeln. Dort
gibt es eine wirklich prächtige Aussicht auf die Stadt. Wir
machten uns einen tollen Spass und krochen noch für eineinhalb
Stunden durch dichtes Gehölz. Imposante Riesenkäfer
(ca. 8cm
in "geschlossenem" Zustand) kann man dort auch bewundern. Apropos
Viecher: Venezuela ist bestimmt nichts für Leute, die schon
bei
kleinen Käfern oder Spinnen voller Angstschreie hinfortlaufen.
Riesenhafte Kakerlaken und sonstiges Ungeziefer (auch Ratten) treibt
sich überall herum. Besonders ekelhaft wird es, wenn dir im
Vollsuff eine Kakerlake beim pissen die Beine hochklettert!!
Aber um nochmal auf die Politik zurückzukommen. Durch die
instabile Lage ist natürlich die Wirtschaft wie
gelähmt.
Arbeitslosigkeit ist ein grosses Problem und die starke Inflation macht
das Überleben auch nicht unbedingt einfacher. Die Preise haben
sich in vielen Bereichen innerhalb des letzten halben Jahres
verdoppelt. Vor allem Caracas ist von diesen Preiserhöhungen
betroffen. Dennoch strömen immer mehr Menschen aus den armen
Regionen des Landes in die Stadt – da es für diese
Menschen
kaum Perspektiven gibt, geht die Verelendung voran.
Was auf den Strassen von Caracas auch auffällt, sind die
vielen
schwangeren Mädchen (meistens ab 14-16).
Verhütungsmethoden
sind in der Machogesellschaft eher unbekannt oder verpöhnt.
Kondome wollen viele Männer nicht benutzen und kaum ein
Mädchen traut sich zum Frauenarzt zu gehen, weil sie sonst als
Schlampe verschrien ist. Ebenso verhält es sich mit dem Kauf
von
Kondomen. Abtreibung ist in Venezuela verboten (die Kirche hat
ordentlich Einfluss), wird aber illegal und unprofessionell betrieben.
Dass dabei viele Frauen ihr Leben lassen müssen, scheint den
Moralaposteln genauso am Allerwertesten vorbei zu gehen, wie die
Tatsache, dass viele Kinder einfach auf der Strasse ausgesetzt werden.
Frauen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und sich gegen die
starren Regeln dieser Gesellschaft auflehnen, findet man selten.
Dadurch, dass die Väter der Kinder nicht zu
Unterhaltszahlungen
verpflichtet sind, wird es den Frauen ohnehin fast unmöglich
gemacht auf eigenen Beinen zu stehen.
Aber kommen wir mal zu Caracas, der mit schätzungsweise 9
Millionen Einwohnern, größten Stadt Venezuelas. Das
komplette Stadtbild besteht aus einer Mischung aus bunt
zusammengewürfelten Armensiedlungen (Barrios) und streng
geordneten Hochhäusern. Eine historische Altstadt sucht man
vergebens. Es gibt zwar einige Gebäude aus der Kolonialzeit,
doch
sind diese eingepfercht zwischen riesigen und hässlichen
Gebäuden. Insgesamt ist Caracas eine schrecklich
unüberschaubare Betonwüste, die zudem vom rasanten,
typisch
südamerikanischen Verkehr verschandelt wird. Lärm,
Gestank
und eine oft schwüle Hitze regieren die Stadt. Das Bild einer
völlig menschenfeindlichen Stadt rundet sich ab, wenn man
bedenkt,
dass die Preise in Caracas meist doppelt so hoch sind wie im Rest des
Landes. Und wäre es der üblen Dinge nicht genug, muss
ich
auch noch betonen, dass die Bevölkerung dieser Metropole in
ihrer
Ignoranz und Unverschämtheit, kaum zu überbieten ist.
Dass
die Gesellschaft in den meisten lateinamerikanischen Ländern
extrem machoüberladen ist, muss man nicht weiter betonen.
Allein
diese Tatsache macht einen Aufenthalt für Frauen zu einer
nicht
gerade einfachen Angelegenheit. Mit Irokesem auf dem Kopf und einem
durchschnittlichen Punkeroutfit am Leib, ist ein Spaziergang durch die
Stadt auch nicht gerade angenehmer, schliesslich wird man von jedem
(!!!) Passanten (meist) angewiedert angeschaut und nicht selten mit
üblen Beleidigungen versehen. Zwar trauen sich die meisten
Leute
nur hinter deinem Rücken herumzupöblen, aber auch
offene
Aggressionen gegen die Andersartigkeit (die oft als
Homosexualität
– also eine Todsünde!!! – entlarvt wird)
sind absolut
an der Tagesordnung. Es gab keinen (!) Tag in Caracas an dem ich nicht
blöde Sprüche zu hören bekam. Nicht gerade
wohl in der
eigenen Haut fühlt man sich beispielsweise, wenn man von einem
Typen ausgefragt wird, der das gezückte Messer (20cm Klinge)
bereits in der Hand hält und dessen 15cm Narbe am Hals nicht
gerade auf eine friedliche Natur schliessen lässt. Noch
beschissener fühlte ich mich eines Tages, als wir Guillermo,
den
Sänger der bolivianischen Band ESCATOFAGIA, am Flughafen
abholten.
Wir warteten zu dritt an der Strasse auf einen Bus zurück nach
Caracas, als wir von einem hinter uns liegenden Hügel von
einer
Gruppe von Jugendlichen (9-14 Jahre) mit Steinen beworfen wurden. Als
wir uns etwas erbost umdrehten, verschwand die Gang. Eine Minute
später hörten wir allerdings das Geballer von
Pistolen, was
mir erstmals etwas den Schweiss auf die Stirn trieb. Keine halbe Minute
später stand die Kindergang hinter uns, richtete zwei Pistolen
auf
uns und versuchte uns mit weiteren Steinwürfen zu provozieren.
Unsere Reaktion: TAAAAAAXXXXIIIII!!!!!!!
Aber selbst ohne solch krasse Beispiele ist das Leben für
Punks
auf den Strassen von Venezuelas Hauptstadt alles andere als angenehm.
Die Menschen zeigen absolut keinen Respekt, schreien, lachen, glotzen
und pöbeln, wie es ihnen gerade passt. Kein Wunder, dass wir
hin
und wieder auch ausrasteten und einigen aufdringlichen Idioten
Prügel androhten. Vom Freund und Helfer Polizei ist
natürlich
auch keine Hilfe zu erwarten – ganz im Gegenteil. Die
Geschichten, die mir vor allem die alten Punks über enorme
Gewaltorgien und willkürliche Verhaftungen schilderten, lassen
so
manchen Bullenstress, den der ein oder andere hierzulande durchleben
muss, lächerlich erscheinen. Und obwohl ich als Tourist gut zu
erkennen war, passierte es auch mir, dass Cops nervös zu ihrer
Waffe griffen, als ich frohen Mutes und völlig ohne
böse
Absicht zum Bäcker lief!
All das hört sich nun absolut vernichtend an und viele, die
Caracas besucht haben werden dankend beipflichten und Caracas als
Kotzstadt Nummer Eins abblocken. Doch trotz all dieser negativen
Seiten, hat die Stadt eine Anziehungskraft - zumindest auf mich! Das
liegt vor allem daran, dass Caracas, wie jede andere Stadt in
Lateinamerika einen absoluten Kontrast zu jeder europäischen
Stadt
bildet. Daher gab es für mich kaum etwas beeindruckenderes und
interessanteres als mit einem der zahlreichen, klapprigen Busse durch
die Stadt zu schaukeln und die vorbeiziehenden Strassenzüge,
Gebäude und Menschen zu betrachten. Je tiefer man in diese
Stadt
eintaucht und je länger man dort bleibt, desto mehr
interessante
Sachen lassen sich auch entdecken. Ausserdem ist es immer mal ganz gut
und wichtig zu begreifen, in welchem Reichtum wir hier in Deutschland
leben und wie schlecht es den Menschen in anderen Teilen der Erde geht.
Und dabei gilt Venezuela noch als eines der reichsten Länder
Süd Amerikas. Aber das schützt die
Bevölkerung nicht
davor sich ihr täglich Brot erkämpfen zu
müssen.
Arbeitslosengeld? Sozialhilfe? Bafög? All das sind Fremdworte
und
so sind die Strassen überfüllt mit Menschen die keine
Arbeit
haben und sich durch den Verkauf von allerlei Dingen über
Wasser
halten müssen. Auch bettelnde Menschen trifft man nicht selten
– und Nachts stolpert man alle paar Meter über meist
alte
Leute, die dazu gezwungen sind auf der Strasse zu schlafen.
Dazu kommt, dass man den Einfluss von multinationalen Konzernen, die
Venezuela als ihren persönlichen Marktplatz entdeckt haben,
deutlich spürt. Caracas ist die Stadt mit den meisten MC
Donalds
Filialen auf der Erde. Über 100 Gelb-Rote-Gebäude
wuchern in
der Stadt. Da das Trinkwasser nicht wie in Deutschland aus dem
Wasserhahn sprudelt ist man auf den Kauf von Wasserkanistern angewiesen
– die meisten der Wasser und sonstigen
Getränkemarken sind
Abkömmlinge von Coca Cola. Ebenso verhält es sich mit
Süssigkeiten, die fast ausschliesslich in der Hand von
Nestlé sind. Ein Boykott von mulitnationalen Konzernen wird
einem in Venezuela also denkbar schwer gemacht. Gegen Coca Cola gibt es
zumindest in der Gegend um Coro eine Bewegung. Die Arbeiter von Coca
Cola wurden von der Konzernleitung nicht bezahlt, daher regt sich
breiter Widerstand und Boykottaufrufe in der Bevölkerung.
Aber lasst mich mal etwas über die Punkszene berichten.
Insgesamt
ist die Szene Venezuelas ziemlich klein (schätzungsweise 400
Personen) und auch die Bands spielen höchstens noch im Rest
von
Lateinamerika eine Rolle. Dennoch gibt es grandiose Gruppen, die oft
eng verstrickt sind, da sich alle Beteiligten ohnehin kennen und oft
auch die Bandmitglieder teilen. Von den alten Gruppen wie EPOCA DE
RECLUTA, RISA oder TOTAL MISERIA, die die Punkszene begründet
(oder zumindest sehr bedeutend waren) sind lediglich DESKARRIADOS
übrig geblieben. Grossartige alte Bands sind beispielsweise
auch:
HOLOCAUSTO, ENCONTRA, ODIO QUE?, VENEZUELA HARDCORE, AUTOGESTION, 4
REICH, VICTIMAS DE LA DEMOCRACIA, PRIMERO VENEZUELA und
unzählige
andere Bands. Von den meisten Gruppen sind keinerlei Aufnahmen
erschienen und bestenfalls existieren noch Live oder Proberaum
Aufnahmen an die man aber auch sehr schwer herankommt. Eventuell werde
ich ein Tape mit diversen alten Aufnahmen zusammen stellen. Ansonsten
sind die wohl ältesten Bands RECICLAJE (super Punkrock mit
politischen Texten), RESIDUOS (früher Punkrock, heute eher
Emo)
und APATIA NO (Hardcore/Punk). Aber auch die eher neueren Bands wie
NADA (schneller Punk), LOS DOLARES (Anarchopunk), DONA MALDAD
(schneller Anarcho Hardcore),11011 (Skapunk), LA REVUELTA
(Hardcorepunk), 7 BALAZOS (Punkrock), NO HABRA FUTURO (Hardcore) wissen
zu begeistern. Besonders geil fand ich die sehr jungen Bands, bei denen
die Mitglieder oft gerade mal 16 Jahre jung sind. Ich habe diverse
Konzerte besucht und war jedesmal begeistert von der Energie, welche
dort von den Bands ausgekotzt wurde. Besonders genial finde ich LOS
DRUPPIES, die Crustpunk mit Skaeinlagen bieten und dazu noch hin und
wieder eine Frau ans Mikro lassen. Auch TODO DKE, DISCORDIA GLOBAL und
L.C.P. sind absolute Brecher wenn es um Aggressivität und
Geschwindigkeit geht. Fast alle erwähnten Gruppen kommen aus
Caracas oder dem direkten Umland. Selbst in grösseren
Städten
wie Maracay, Valencia, Coro, Maracaibo oder Barquisimeto gibt es kaum
Punks und noch weniger Konzerte. So war es auch nicht verwunderlich,
dass zur 4ten Feria Cultura Libertaria Punks und sonstiges Gesindle aus
dem ganzen Land nach Caracas pilgerte. Teilweise nahmen die Anwesenden
15stündige Busfahrten in Kauf um RECICLAJE, APATIA NO, LOS
DRUPPIES und RPH live zu erleben. Das Konzert fand in einem
abgewrackten Theater, welches sich in einem der riesigen
Zwillingtürme (die größten Gebäude
in Caracas)
befindet, statt. Gut und gerne 400 Personen waren anwesend und
zelebrierten einen grandiosen Punkrock Abend. Der Pogomob, der an den
Seiten der Bühne (davor waren ja schliesslich die Sitzreihen)
tobt, war wirklich ausser Rand und Band. Schuhe flogen durch die Luft,
man wälzte sich auf dem Boden und zelebrierte einen wahnsinnig
schnell drehenden Circle-Pit. Und als APATIA NO aufspielten gab auch
ich Vollgas, bis mir die Lunge aus dem Hals hing. Alle grölten
mit
und entrissen Johnny und Julia permanent das Mirkophon. Der Pogo war
einfach nur durchgedreht. Wenn jemand zu Boden ging, dann wurde ihm/ihr
nicht wie hierzulande schnell auf die Beine geholfen. Nein, alle
sprangen dem Tänzer einfach ins Kreuz und wälzten
sich danach
gemeinsam auf dem Boden. Bei so einer netten Action, die dennoch nie
sonderlich brutal war, lässt man sich dann auch nicht zweimal
bitten. Ich tobte den kompletten Gig wie eine angestochene Sau. Danach
war ich so geschafft, dass ich mir LOS DRUPPIES nur aus der sitzenden
Position aus ansehen konnte. Doch zu RECICLAJE war ich wieder fit.
Diese Band ist so genial, dass ich mich auch hier nicht
zurückhalten konnte und mit allen bislang bekannten Punks aus
Venezuela im Kreis tanzte und einen LOCO LOCO LOCO Schlachtgesang nach
dem anderen inszenierte. RECICLAJE spielen absolut grandiosen Punkrock
mit super Texten und einer Stimmung, die sich mit nichts anderem
vergleichen lässt. Für mich war es die beste Band die
ich in
Venezuela live erleben durfte! Wenn ich daran zurückdenke,
dann
läuft es mir jetzt noch kalt den Rücken herunter.
Die meisten anderen Konzerte die ich in Caracas sah fanden meistens in
kleinen Kneipen statt. Zum Beispiel die Follon Bar (in der
Nähe
der Metrostation Sabana Grande (dort ist auch der Punkshop Anarkia in
einem Einkaufzentrum zu finden)), die regelmässig Dienstag und
Freitag Livebands im Programm hat. Oder auch im Norte 6 (Avenida
Baralt). Meistens muss für die Konzerte noch Miete an die
Bar/Kneipe bezahlt werden. Wenn man Glück hat, dann gibt sich
der
Eigentümer aber mit dem Getränkeverkauf zufrieden. Da
die
Veranstaltungsorte wechseln ist es am sinnvollsten sich in der Gegend
um Sabana Grande nach Plakaten in Tattoo-Studios oder
Plattenläden
umzusehen. Die Plattenläden sind eigentlich nicht zu
empfehlen, da
dort meistens überhöhte Preise verlangt werden und
zum
größten Teil nur Fat Wreck und Epitaph Bands
angeboten
werden. Platten kann meistens auf Konzerten kaufen – dort
treiben
sich häufig Leute herum, die ihren Kram anpreisen.
Ansonsten trifft man Punks auch noch an der Metrostation Bellas Artes
oder in der Nähe des Parque Central. Allerdings handelt es
sich
dabei um die eher verpöhnten "Destroy-Punks", die sich vor
allem
mit Drogen, Alkohol und Gewalt befassen – nicht unbedingt
dass,
was ich unter Punk verstehe. Normaler Weise suchen diese Leute
Schlägereien mit Punks, weil sie der Meinung sind, nur sie
selbst
seien "echte Punks"!! Ja, auch in der Szene Venezuelas gibt es einen
Haufen an Matschköpfen. Zum Glück sind solche Nullen
kaum
anzutreffen, wenn man sich im Kreise von den Anarchopunks
aufhält.
Samstags trifft sich die Redaktion der anarchistischen Zeitung EL
LIBERTARIO, sowie sonstige Anarchisten an der Universität. Wo
genau kann ich euch nicht sagen – wir waren zwar da, da die
Universität aber enorme Ausmaße hat, kann ich euch
keine
genaue Beschreibung geben. Auch wenn man mit der spanischen Sprache
nicht vertraut ist, kann ich diese Meetings nur empfehlen, denn dort
trifft man auch auf 83jährige Anarchisten, die schon im
Spanischen
Bürgerkrieg gegen den Faschismus kämpften. Ein
wirklich sehr
beeindruckendes und bewegendes Erlebnis!
Wenn ihr nach Venezuela reisen sollte aber zu dem Zeitpunkt keine
Konzerte stattfinden, dann fragt einfach mal bei den Bands, wann und wo
sie proben – vielleicht könnt ihr dort Zeug von
einem
kleinen Privatkonzert werden. Die meisten Bands proben
regelmässig
in professionellen Proberäumen, in denen man pro Stunde
bezahlt
(ca. 5 Euro). Dafür gibt es dann aber auch feines Equipment
und
dementsprechend guten Sound. Ich schaute mir einen Haufen der Proben
von APATIA NO und LOS DOLARES an, um bei den Konzerten gekonnt
mitzugrölen, haha.
Ach ja, Fanzines gibt es auch. Die Hefte sind im Gegensatz zu den
meisten europäischen Gazetten eher von kleinem Umfang und von
oft
schlechter Kopierqualität. Wenn man spanisch spricht, dann
dürfte vor allem das SUB SUELO INSURGENTE Fanzine interessant
sein. Es gibt bereits 9 Ausgaben in DinA4. Ein weiteres Heft ist das
SIEMPRE REBELDE, welches vom gleichnamigen Label in Barquisemeto
betrieben wird. Ein weiteres Fanzine, welches ich vor die Augen bekam,
wird von einem jungen Mädchen aus St.Teresa (1 Stunde von
Caracas)
herausgegeben. Leider weiss ich nicht mehr, wie das Heft heisst. Bei
Interesse wendet euch an LOS DOLARES oder RECICLAJE.
Eine sehr coole Initiative der Anarchopunk Szene in Caracas ist: PUNKY
TOYS. Punky Toys sind Steckspielzeuge aus Holz. Diese Figuren (meistens
Tiere) sind mit ungiftigen Farben bemalt und sollen einen Gegensatz zu
den allgegenwärtigen Kriegsspielzeugen bilden. Super Idee,
finde
ich. Kontakt zu PUNKY TOYS gibt es über das SUB SUELO
INSURGENTE
Fanzine.
Unsere erste Tour raus aus Caracas heraus sollte uns dann
zunächst
nach Maracay führen. Diese Millionenstadt besitzt eine
lächerliche Punkszene von gerademal 3 Personen. Zwei
Brüder
und ihr Kumpel, die sich aber wirklich ernsthaft mit Anarchismus und
Punk als Subkultur befassen. Die drei begrüßten
unseren
kleinen Reisetrupp (Juan Miguel von LOS DOLARES, Julia und mich)
überaus freundlich, stellten ihr Zimmer zum Pennen zur
Verfügung und verbrachten einen grandiosen Abend mit uns. Die
drei
freuten sich wirklich wahnsinnig, dass mal etwas in ihrer eher
unspektakulären Stadt passierte und auch die Mutter der zwei
Brüder war in ihrer Gastfreundschaft
überwältigend.
Gegen 23 Uhr legte sich Julia schlafen, doch Juan Miguel und ich
kippten fröhlich den Rum in die Kehlen. Im fettesten Rausch
kamen
wir dann auf die glorreiche Idee zur nahe gelegenen Kirche zu
schlendern um diese komplett mit antichristlichen Parolen zu verzieren.
Die komplette Seite der Kirche wurde eingesaut und unsere Ergebnisse
auf Foto gebannt. Bedenklich jedoch, dass auf der anderen Seite des
Gotteshauses die Polizeistation lag, mehrmals Autos an uns vorbei
fuhren und eine besoffene Seele (dahergelaufener Typ) ständig
lammentierte, dass diese Verschmutzung unrecht sei. Aber was
stört
es uns, schliesslich sind wir UNBESIEGBAR!! Wie uns später
berichtet wurde, wollte uns die komplette ganze Nachbarschaft lynchen,
haha heuchelnde Christen und ihr Verständnis von Vergebung,
Nächstenliebe und Toleranz.
Wir waren auf alle Fälle superblau, ich schlief auf dem
Steinboden
und Juan Miguel kotzte erbärmlich – kein Wunder,
dass mir am
nächsten Tag der Schädel erbärmlich brummte!
Die nächsten paar Tage verbrachten wir am Strand von
Choroní. Choroní ist ein kleines
Fischerdörfchen,
welches inmitten des Nationalparks Henri Pittier befindet und nur mit
einem Bus zu erreichen ist, der sich ungefähr 2 Stunden durch
den
Bergdschungel quält und windet. Nichts für laue
Mägen
und für Leuten, denen gerne mal im Auto schlecht wird. Die
Fahrt
ist wirklich zu beeindrucken und wunderschön, als dass man sie
mit
Magenkrämpfen verbringen sollte. Der steile Aufstieg zum 1800
Meter hohen Gipfel, der Bergkette, die das kleine Dörfchen
umgibt,
ist wirklich atemberaubend. Und angekommen in Choroní will
die
Klappe auch bedächtig offen stehen bleiben, schliesslich ist
der
Strand ein echter Traum für Menschen, die denken mit dem
Mittelmeer sei das höchste der Gefühle erreicht. Eine
breite
Bucht, 3 Meter hohe Wellen, pisswarmes Wasser, weisser, weicher Sand,
Palmen,...! Woah, wir waren begeistert!! Und so zelteten wir
für
die nächsten Tage dirket am Strand (kostet nichts) und fingen
uns
einen bestialischen Sonnenbrand ein. Ach ja, für
zukünftige
Reisende: es ist schwer zu empfehlen am Strand zu zelten, denn das
Dörfchen Choroní ist natürlich auf
Touristen
eingestellt und dementsprechen hoch sind die Preise für
Übernachtungen. Zelte sind spottbillig und daher lohnt eine
Anschaffung schon bei kurzen Aufenthalten. Duschen kann man im nahe
gelegenen Fluss!! Aber generell würde ich einen anderen Strand
als
Choroní empfehlen, denn dort treiben sich einfach zu viele
Touristen aus Europa und den USA herum. Wir trafen sogar so ein paar
Flachpfeifen aus Deutschland – nie hat man seine Ruhe!! Der
Strand von Guagua ist mindestens genau so schön, lediglich
etwas
schwerer zu erreichen.
Sehr empfehlen kann man auch die Stadt Coro, die durch ihre
interessante Kolonial Architektur begeistert. Von Caracas aus, kann man
entweder den Bus nehmen, der um die 8 Stunden unterwegs ist. Die andere
Möglichkeit, die wir auch wählten, ist es einen
Taxifahrer zu
finden, der sich die Strecke zutraut. Wir fuhren mit dieser Variante
billiger, bequemer und vor allem schneller. Der Fahrer, der wohl etwas
zu tief in die Cocaschachtel geschnupft hatte, raste in unglaublichen 3
1/2 Stunden nach Coro! Unterwegs legte er hin und wieder eine
Vollbremsung hin, wenn mal wieder ein paar Wildpferde die Strasse
kreuzten – Hölle, ich verbiss mich angstvoll in
meinen Sitz
und bangte um mein Leben.
Coro ist wie gesagt eine alte Kolonialstadt, die daher auch von
zahlreichen Touristen besucht wird. Trotzdem sind die Preise
für
Unterkünfte und Essen äußert angenehm. Auch
die
Menschen auf der Strasse sind längst nicht so nervig und
penetrant
wie in Caracas. Insgesamt strahlt die Stadt eine wirklich sehr
freundliche Atmosphäre aus. Allerdings ist es kochend heiss
und
man kommt leicht aus der Puste, wenn man mal ein paar Meter spazieren
geht. Nördlich von Coro liegt die Dünenlandschaft Los
Médanos, die sich auf ungefähr 15 Kilometern
erstreckt.
Dort kann man alle töften Wüsten-Träume
ausleben und
durch die teilweise 20 Meter hohen Dünen stapfen. Wir hopsten
auch
fröhlich einige Abhänge hinunter und kugelten uns wie
junge
Hunde durch den Sand – allerdings hat man danach echte
Mühe
seinen Körper wieder vom Sand zu befreien! Das Zeug versteckt
sich
wirklich in jeder Ritze.
Auf unserem Rückweg von Coro nach Caracas machten wir in
Tucacas
halt. Die Stadt ist reichlich unspektakulär – von
dort aus
gelangt man allerdings in den Nationalpark von Morrocoy. Der
Nationalpark besteht aus einer Reihe von wunderschönen Inseln,
wobei der grösste Teil davon unbegehbare
Mangrovenwaldinselchen
sind. Mit kleinen Fischerbooten gelangt man auf die Inseln auf denen
auch das Campen erlaubt ist. Hierfür muss man allerdings einen
geringen Betrag an die Wildhüter abtreten. Aber das sollte man
gerne in Kauf nehmen, denn die Inseln von Morrocoy sind unfassbar
schön – und die Wildhüter sind auch
ziemlich locker
drauf und können einem gute Tips geben.
Morrocoy: Es gibt kein fliessend Wasser, keine Möglichkeit
einzukaufen und auch der sonstige Zivilisationsmüll ist von
den
Inseln verbannt. Was bleibt sind die wunderschönen
Strände,
die Palmen und das kristallklare Wasser, in dem man von morgens bis
abends herumpaddeln kann, ohne dass einem irgendwann kalt werden
könnte. Wenn ihr euch immer fragt, wo TUI eigentlich die
schönen Strandaufnahmen für ihre Werbekataloge
hernehmen,
dann könnt ihr euch sicher sein, dass sie nicht in Morrocoy
entstanden sind – die Strände dort sind
nämlich um
Längen schöner. Und abgefuckte Pauschaltouristen und
Hotelschläfer findet man dort auch nicht. Um es in einem Wort
zu
sagen: paradiesisch!! Dementsprechend blutete das Herz, als wir schon
nach ein paar Tagen wieder aufbrechen mussten.
Unserer nächster Ausflug führte uns nach Merida. Die
Stadt
liegt in den Anden und ist von den höchsten Bergen Venezuelas
umgeben. Merida ist in vielerlei Hinsicht ein idealer Standort
für
vergnügungssüchtige Touristen. Zunächst ist
das Klima
weitaus angenehmer als im Rest des Landes. Die Höhenluft ist
erfrischend und längst nicht so entsetzlich stickig, wie
beispielsweise in Caracas. Hinzu kommt, dass Merida eine Studentenstadt
ist und daher viele junge und gleichzeitig weltoffene Menschen in der
Stadt unterwegs sind. Man wird mit Irokese auf dem Kopf zwar immernoch
angegafft, aber lästige Sprüche und
Pöbeleien bleiben
einem fast vollständig erspart. Auf den Strassen trifft man
viele
Studenten, die selbstgefertigten Schmuck verkaufen und immer
für
ein paar Biers Zeit haben. So trafen wir dort auch auf einen lustigen
Kauz namens Fidel Lenin. Keine Frage, seine Eltern scheinen Kommunisten
gewesen zu sein. Der Kerl vergnügt sich lieber als
dauerbesoffener
Poet und Schwätzer!
Merida wird wie gesagt von den höchsten Bergen Venezuelas
umgeben
– daher ist die Seilbahn zum Bolivar Peak, eigentlich die
Attraktion der Stadt. Aufgrund der politischen Situation wird die
Gondel aber momentan bestreikt – das führte Johnny
fast zum
ausrasten, denn er meinte, dass Merida ohne Seilbahn, nicht Merida sei.
Nun gut, wir können die Stadt aber auch so empfehlen, denn um
Merida herum gibt es wirklich viel zu sehen. Seien es die kleinen
Bergdörfchen, die tiefen Täler, die seltsame
Vegetation, die
warmen Quellen, in denen man baden kann oder die wilden
Gebirgsbäche... Allerdings fällt es schwer ohne Auto
zu all
diesen Orten zu gelangen. Zum Glück verbrachten wir die Woche
in
Merida mit Johnnys verrückter Familie und den Freunden Beto
und
Jossy. Beto studiert dort Touristik und konnte uns dementsprechend
durch die Gegend lotsen. In seiner kleinen Karre war neben uns (Julia,
Jossy, Johnny, Beto und mir) immer noch genug Platz für einen
Kasten Bier, eine Flasche Rum und eine dicke Pulle Pasita, den
äusserst süffigen Bananenwein! Und so ging es jeden
Tag
los... morgens um acht, raus aus der Kiste, zum
Frühstück ein
Schlückchen Whiskey und dann mit dem Auto los zu enorm hohen
Pässen (5000 Meter und Höhenkrankheit bei Julia).
Unterwegs
die ersten Biere oder die Mischung aus Pasita und Rum. Dann ging es
weiter zu Seen oder besonderen Wäldern oder auch mal nur zu
einem
Park im Stadtzentrum. Ständig sprangen wir aus dem Auto raus,
wieder rein, weiter, Bier hinterher, Rum oben drauf, wieder aus der
Karre raus, und von vorne. Klingt ziemlich kaputt, ist es auch
–
aber so wird Urlaub in Venezuela begangen.
Gewöhnungsbedürftig, aber letztendlich SUUUPER, wenn
auch
etwas anstrengend. Denn Abends legte man sich ja nicht brav ins Bett,
sondern schüttete sich mit billigem Bier und Rum bis zur
Besinnungslosigkeit zu. Vor allem Johnny begeisterte durch seine
Nehmerqualitäten. Eine Woche lang schaffte er es
später als
wir ins Bett zu taumeln (meistens 4 Uhr) und früher wieder
aufzustehen (meistens 7 Uhr). Das hielt ihn nicht davon ab schon zum
Frühstück übelst Schnaps zu saufen! Auch die
Kneipen in
Merida sind schwer zu empfehlen. Wir tobten eine Nacht lang zu
klassischen Skarythmen durch eine kleine Bar/Disco, bis die Bullen (so
an die 20 Cops) in Kampfanzug auftauchten und den Spass beendeten. Der
Abend war aber auch zuuuu heiter gelaufen. Wir tauchten gegen 22 Uhr 45
in der Disco auf und bestellten erstmal 20 Flaschen Bier, denn bis 23
Uhr gab es diese zum halben Preis. Als die 20 weg waren ging es
ungebremst weiter bis Jossy, Beto, Julia und ich völlig dicht
über die Tanzfläche eierten, während Johnny
behauptete
nicht tanzen zu können und lieber mit völlig dichten
Mädchen herumschäckerte.
Ein paar Tage später, beim Geld wechseln am Flughafen lief uns
dann ein kleines, fast verhungertes Kätzchen über den
Weg,
welches Julia erstmal in ihre Obhut nahm. Das arme Ding war vielleicht
ein paar Wochen alt und tapste völlig verdreckt und
verstört
durch die grosse Welt. Wir badeten das kleine Kätzchen erstmal
und
entschlossen uns dazu, ihr das Leben zu erleichtern und ihr ein zuhause
zu suchen. Das stellte sich allerdings als nicht gerade einfach heraus,
denn in Venezuela gibt es unzählige Tier, die auf der Strasse
leben und keine Menschen finden, die sich um sie kümmern. Wir
waren schon kurz davor die Katze mit nach Deutschland zu nehmen, als
sich Julia von APATIA NO völlig begeistert auf das
Kätzchen,
welches nun auf den Namen Merida hört, stürzte und
uns davon
überzeugen konnte, dass die Zukunft für die Katze
gesichert
sei. So gab es ein Happy End, selbst wenn Julia und Ingo etwas traurig
waren, so hatten wir uns doch schon Hals über Kopf in die
zusehends aufblühende Katze verknallt.
Nach unserem Trip nach Merida hiess es für Julia auch schon
Koffer
packen und zurück nach Deutschland. Ich selbst wollte
eigentlich
noch 5 Wochen länger bleiben, verkürzte meinen
Aufenthalt
jedoch um 3 Wochen, weil die Finanzlage einfach nicht mehr her gab.
Ausserdem war es auch ganz nett Julia nach relativ kurzer Zeit wieder
zu sehen. Die letzten zwei Wochen meines Aufenthaltes verbrachte ich
dann in Caracas, da ich finanziell so am Ende war, dass ich mir keine
weiteren Touren erlauben konnte. Ausserdem liess ich noch einige
Kassetten produzieren, was ebenfalls am Geldbeutel nagte. Egal, denn
zur Urlaubszeit (Juli, August, September) geht in Caracas und
eigentlich auch im Rest des Landes der Punk ab. Jede Woche waren
mehrere Konzerte oder Partys.
Grandios zum Beispiel der Ausflug nach Valencia. In dieser Stadt, die
nahe bei Maracay liegt sollte ein grosses Konzert mit 5 oder 6 Bands
stattfinden. APATIA NO und LOS DOLARES sollten auch aufspielen. Um die
Bands und ihre Kumpels zu transportieren wurde also ein Van angemietet,
welcher von einem sympatischen Punkrocker gefahren wurde. Allerdings
liess der Knabe etwas auf sich warten. Wir (16 Personen) lungerten also
auf der Strasse vor Johnnys Hause und warteten auf unser Taxi, welches
sich letztendlich 11/2 Stunden verspätete. Wir nutzten die
Freizeit um erstmal 2einhalb Kästen Bier in uns zu kippen und
die
vorbeifahrenden Personen zu verschrecken. Ein geiler Anblick, wenn bei
der brütenden Hitze 16 gestylte Punks auf der Strasse
herumhängen, lauthals grölend Witze erzählen
und Bier in
sich schütten. Die letzte halbe Kiste musste dann auf EX
geleert
werden, weil lieber noch einen kompletten Kasten in den Bus gestellt
werden sollte, bevor die Reise losging. Ich hielt mich mit meinen zwei
geExten Biers ja noch etwas zurück. Miguel von APATIA NO
bölkte sich direkt 4 Polars in den Magen und lieferte die
Rechung
ohne lange zu fackeln. Im hohen Bogen und unter dem Applaus von uns
Punks, kotzte er einen riesigen Schwall an Bier und sonstigem
Mageninhalt auf die Strasse. Yeah, 2 Uhr Nachmittags, die Party konnte
also beginnen. Die Fahrt nach Valencia dauert im Normalfall
ungefähr 2 Stunden. Wir soffen aber so abnormal wild los, dass
wir
alle 5 Minuten anhalten mussten, weil jemand pissen musste. Zudem war
der Bus mit nunmehr 17 Personen völlig überbelegt (12
wäre wohl das Ideal gewesen) und dementsprechend heiss, eng
und
verrückt war der Trip. Juan Miguel war es völlig
peinlich,
dass er ständig pissen musste und versuchte recht erfolglos
aus
dem fahrenden Van zu strullen. Die ganze Brühe lief
natürlich
ins Wageninnere. Auch Theo musste sich seiner Magensäfte
entledigen und tat dies ergibigst aus dem Seitenfenster. Sindy (Sindy
=Sin Dientes, was so viel heisst wie ohne Zähne), ein
15jähriger Punk hatte sich heuer extratoll aufgebrezelt und
einen
astreinen 30cm Iro aufgestellt. Allerdings beging er den Fehler und
pennte während der Fahrt völlig besoffen ein.
Natürlich
liess es sich niemand nehmen, ihn durch kräftige
Schläge auf
den Kopp immer wieder zu beleben. Der Iro hing nach einigen Attacken
wie ein völlig bescheuertes Bündel Stroh vom Kopf
herab und
wir lachten uns kaputt. Ansonsten verbrachten wir die wirklich
äusserst amüsante Fahrt mit wilden
Schlachtgesängen
(Estigiä, Autonomia, Apatia No, etc.) und den immer wieder
kehrenden LOCO LOCO LOCO Rufen. Wie gesagt, die Fahrt hätte
maximal 2 Stunden dauern sollen. Wir bewältigten die Strecke
in 6
(!) Stunden. Das Konzert ansich, war dann nur halb so spannend wie die
Hinreise. APATIA NO und LOS DOLARES spielten ihre Gigs und waren
dannach erstmal platt – Johnny hatte schliesslich auch fast
auf
die Bühne gekotzt. LCP rockten einen geilen Auftritt herunter,
den
ich allerdings zum größten Teil verpasste, da ich
mit Julia
(APATIA NO) und anderen Chaoten Rum schlucken musste. Die folgende Band
war dann auch eher eine Party-Idioten-Band und wir zogen es folglich
vor wieder nach Caracas zu düsen. Auf der Heimfahrt wurde dann
einfach nur gepennt und relaxt.
Um mir selber noch eine kleine Freude zu bereiten und mir selbst ein
ansehnliches Souvenir zu kredenzen, liess ich mich noch von Erickson
tätowieren, was insgesamt über 20 Stunden Schmerzen
bedeutete. Ein nicht ganz angenehmer, aber trotzdem sehr sehr geiler
Ausklang meines Aufenthalts. In der letzten Nacht vor dem Abflug trafen
wir uns zum letzten mal in Miguels Wohnung, liessen ordentlich Rum in
die Blutbahn und rauchten ordentliches Grass. Im Volldulles liess ich
mich noch mit der riesigen Würgeschlange von Miguels Bruder
ablichten. Das Mistding fing aber übelst an Julia zu
würgen
und mir den Arm abzuschnüren – naja, trotzdem sind
die
Bilder ganz nett geworden. Den Rest der Nacht trieben wir Schabernack
mit einer Videokamera und gackerten wie besoffene Hühner.
Am nächsten Tag ging es dann noch einmal quer durch die Stadt
zu
Johnny... von dort aus mit dem Taxi zum Flughafen. Juan Miguel, Alex
und Johnny begleiteten mich und jedem war der Kloss im Hals deutlich
anzumerken. Wir schlugen uns auf die Schultern und beruhigten uns, dass
wir uns ja schon bald wiedersehen werden. Ich hoffe die Zeit vergeht
recht schnell, denn solche Freunde findet man nicht an jeder
Strassenecke!
Okay, das war natürlich längst nicht alles,
über was ich
berichten könnte, doch irgendwo muss ja mal ein Schlussstrich
gezogen werden. Ich hoffe ihr hattet euren Spass.
Wer nun Lust bekommen hat, auch einmal in dieses verrückte
Land zu
reisen, der kann sich bei näheren Fragen ruhig melden, ich
gebe
gerne Auskunft soweit ich kann.
Mein Dank & Gruss geht an: Johnny, Juan Miguel, Erickson,Julia,
Alex, Miguel, Magoo, Fernando, Solo, Alejandro, Sindi, Jose Luis,
Maracay Punx, Beto & Jossy, Gabriella y hermana, und all die
anderen kranken Seelen, die ich treffen durfte.
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